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Lesen ist wie Kino im Kopf

Veranstaltung zur Leseförderung im Rahmen des Freiwilligenzentrums „mach mit“, Deggendorf

 

Das Freiwilligenzentrum „mach mit“ ist seit 2011 eine Einrichtung des Landkreises Deggendorf. Weil Menschen für Menschen da sind, unterstützt es ehrenamtlich Kinder und Jugendliche, Familien, Senioren, Menschen mit Handicap, ist in der Rehabilitation, der Projekt- und Hospizarbeit tätig.
Im Rahmen des Einsatzes für Kinder und Jugendliche finden Fortbildungen für Lesepatinnen und Lesepaten statt. Zur zweiten Veranstaltung in diesem Jahr Ende November wurde ich eingeladen, über meine Arbeit auf dem Gebiet der Leseförderung zu erzählen und mit vielen praktischen Beispielen die Arbeit der Lesepatinnen und -paten zu begleiten und zu fördern.

Die Veranstaltung umfasste zwei Dreiviertelstunden mit einer Pause. Frau Petra Schwankl vom Freiwilligenzentrum und ihre Assistentin boten in der Pause eine abwechslungsreiche Verpflegung an, auch ihre Vorgesetzte, Frau Jutta Staudinger, schaute vorbei.

An der Veranstaltung nahmen 32 Lesepatinnen und 3 Lesepaten teil, die überaus rege Resonanz ist wohl darauf zurückzuführen, dass nach dem letzten Pisatest über die mangelnden Lesefähigkeiten unserer Kinder und Jugendlichen öffentlich mal wieder intensiv geklagt wird. Etwa ein Fünftel der Teilnehmenden war zum ersten Mal bei einer solchen Fortbildung, vier Fünftel erzählten bei der Vorstellungsrunde begeistert und voller Freude von ihren Erfahrungen als Großeltern, im Umgang mit Kindern im Kindergarten, in Grundschule und Förderzentrum. Die größte Gruppe stellte wohl das Team für die Grundschule Metten dar unter der Leitung von Frau Elisabeth Gehm; mit Elisabeth arbeite ich in meinem Lesekreis und im Zukunftsforum Metten zusammen; ich bin ihr sehr dankbar, dass sie mich als Leiterin dieser Fortbildung empfohlen hat.

Im kleinen Sitzungssaal des Landratsamts Deggendorf wurden die Teilnehmenden von fünf Stationen empfangen, die ich auf dem ovalen Tisch zwischen den Plätzen verteilt hatte. Natürlich durften auch zahlreiche Bücher nicht fehlen. Aus der Vielzahl des Angebots sollen fünf Titel herausgehoben werden, Lukas Hartmann „All die verschwundenen Dinge“, erschienen im Diogenes-Verlag, handelt von einem kleinen Jungen, der ständig Dinge verlegt und daraufhin eine magische Erfahrung macht; „Und wie feierst du?“ von Susanne Orosz und Barbara Korthues, versammelt Geschichten aus aller Welt zu Weihnachten; „Maus und Maulwurf“ von Joyce Dunbar und James Mayhew stellt ein ungleiches Freundespaar in den Mittelpunkt; Norbert Golluch und Theo Kerp „Muriels Garten“ erzählt von einem Kürbis, der ins Unendliche wächst; und besonders interessant ist von Friedrich Kohlsaat und Astrid Tümpel „Die Linde, die Füße bekam“ aus dem Ellermann-Verlag.
Beim Blättern durch die Bücher rief ein Großvater begeistert aus: „Da wird man ja selber wieder- zum Kind, wenn man diese Bücher liest.“

Mit dem Lesen kann man nicht früh genug anfangen. Daher bietet das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Projekts „Stiftung Lesen“ ein kostenloses Starterpaket in vier Sprachen an für Kinder ab drei Jahren. Es ist in Büchereien zu erhalten und bietet Eltern zahlreiche Anregungen zum Lesen mit ihren Kindern. Denn was ist schöner, als sich an Mama oder Papa zu kuscheln und vorgelesen zu bekommen und dabei die Bilder im Buch anzuschauen!

Und welche Anregungen erhielten die Anwesenden im zweiten Teil der Veranstaltung, als sie in Gruppen die fünf Stationen erforschten?

  • Station 1 überraschte zum Beispiel mit einem Frosch, einem Storch und einem Elefanten mit strahlenden Augen, daneben ein Paar Wichtel. Auch ein Märchenbuch, nämlich Bechsteins Märchen, lag bereit. Hinter den Stofffiguren verbirgt sich eine Erzählung über einen Frosch, der nicht quaken kann; er wird von einem Wichtel (der sich in einem Storch verbirgt) nach Afrika gebracht, um es zu lernen. Diese Geschichte kann erzählt werden, aber auch vorgelesen; im Märchenbuch sind zahlreiche Geschichten von den Wesen der Kleinen Welt, ihren Festen und den Orten, an denen sie leben, enthalten.
  • Station 2 stellte zahlreiche Pixibücher zur Verfügung. Unter ihnen gibt es eine Geschichte über „Erdbeerinchen Erdbeerfee, Das geheimnisvolle Geschenk“, die ich selber in einem Kindergarten in Deggendorf schon vorgelesen habe. Das geheimnisvolle Geschenk enthält eine Wolke, die zu regnen beginnt, als sie ausgepackt wird. Im weiteren Verlauf der Geschichte treten zahlreiche Figuren auf, die Wetterphänomene darstellen, wieder eine wunderbare Gelegenheit zum Erzählen und Nachspielen.
  • Bei Station 3 waren Wimmelbücher zu Märchen und Alltagsthemen zu finden, in Station 4 ging es um Spielkarten mit Begriffen zum Deutschlernen und in Station 5 fanden die Teilnehmenden die Zeichenvorlagen zu den Kinderbuchreihe „Die Schule der magischen Tiere“. Wussten Sie schon, dass die Grundlage jeder Tierzeichnung eine Bohne ist?
    Auch diese Stationen enthielten zahlreiche Anregungen für unterschiedliche Altersgruppen, um zum Lesen zu motivieren und dafür zu begeistern. Die Anwesenden waren sich einig, dass dafür weitere Veranstaltungen im nächsten Jahr notwendig sind. In kleinen Gruppen von zehn bis fünfzehn Personen kann auf die unterschiedlichen Anliegen von Lesepatinnen und -paten und ihrer Schutzbefohlenen eingegangen werden. Wie ist z. B. mit einem Leser umzugehen, der nicht stillsitzen kann oder mit einer Leserin, die mit gebeugtem Rücken mit der Nase auf dem Buch liest oder mit dem Zeigefinger Buchstabe für Buchstabe nachfährt?

Am Schluss der Veranstaltung waren sich alle Teilnehmenden einig, dass die Zeit viel zu kurz war und zu schnell vergangen ist. Warmer, anhaltender Applaus belohnte mich.

Angelika Schäfer mit Frau Schwankl vom Freiwilligenzentrum

Angelika Schäfer mit Frau Schwankl vom Freiwilligenzentrum

Foto: Petra Schwankl